Samuel Steinherz
(16.12.1857– 16.12.1942)
Grazer Historiker, jüdisches Schicksal
mit PD Mag. Dr. Martha Keil
INHALT
Der Vortrag würdigt Leben, Werk und Schicksal des Mediävisten Samuel Steinherz und seiner Familie, die mit der Stadt Graz eng verbunden war. Als echter „Altösterreicher“ wurde er in Güssing (Ungarn, heute Österreich) geboren und studierte und promovierte in Graz. Er habilitierte in Wien und erhielt 1901 eine Professur an der Deutschen Universität in Prag. 1922 als Dienstältester zum Rektor gewählt, nahm er das Amt an, obwohl es für jüdische Kandidaten ungeschriebenes Gesetz war, mit einem Vorwand abzulehnen. Daraufhin blockierte die deutschnationale Studentenschaft den Vorlesungsbetrieb, Steinherz beharrte aber auf sein Amt. Vielleicht auch aufgrund dieser Erfahrung widmete er sich zunehmend der jüdischen Geschichte. Nach seiner Emeritierung 1928 gründete er die „Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik“, deren Publikationen heute noch relevant sind.
Am 6.7.1942 wurde Steinherz von Prag nach Theresienstadt deportiert, wo er an seinem 85. Geburtstag verstarb. Auch seine Frau Sophie, drei seiner sechs Kinder und zwei Enkelkinder wurden in der Shoah ermordet.
Über die Vortragende
PD Mag. Dr. Martha Keil studierte Geschichte und Judaistik in Wien und Berlin, war ab 1988 wissenschaftliche Mitarbeiterin und ist seit 2004 Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs (injoest.ac.at). 2007 erhielt sie die Venia für Österreichische Geschichte an der Universität Wien und ist seit 2016 Senior Scientist am dortigen Institut für österreichische Geschichtsforschung.
Keils Forschungen, Publikationen und Ausstellungen widmen sich der jüdischen Alltags- und Kulturgeschichte in Beziehung zur christlichen Umwelt, der Frauengeschichte und Gender Studies in der Vormoderne sowie der jüdischen Geschichte Österreichs. Sie setzte Initiativen der Gedenkkultur unter anderem durch „Steine der Erinnerung“ in St. Pölten und ein virtuelles Memorbuch für dessen vernichtete jüdische Gemeinde (juden-in-st-poelten.at).
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